Geo-Geschichte („Geostory“), ein von Bruno Latour ebenso wie von Donna Haraway verwendeter Begriff; er betont die Vielfalt der Akteure – menschlicher ebenso wie nicht-menschlicher – in der Weltgeschichte und vor allem auch die Vielfalt von Geschichten innerhalb der Geschichte. Latour schreibt: „Der Planet ist lebendig […] bedeutet […] nicht, dass es einen grossen Organismus namens Erde gibt, sondern dass viele Einzelbestandteile jeweils ihre eigene Welt bilden.“1
Vertrauen ist eine tastende, grundsätzlich fragile Reaktion auf unser Nicht-Wissen, eine Art und Weise, mit den „Grenzen unserer Fähigkeit, vorausschauen zu können“ umzugehen. Es hat zu tun mit den Grenzen unseres Vermögens, alles über andere zu wissen, über ihre Motive und ihre Reaktionen auf endogene und exogene Veränderungen. Vertrauen hat auch damit zu tun, dass handelnde Personen eine gewisse Freiheit haben, unsere Erwartungen zu enttäuschen. Vertrauen liesse sich also als Instrument definieren, um mit der Freiheit anderer zurechtzukommen. (Hätten nur andere das Privileg der Freiheit, und wir selbst wären ausnahmslos von ihnen abhängig, dann würde sich das Problem des Vertrauens nicht stellen: Wir müssten hoffen statt zu vertrauen.)
1 Bruno Latour: „Anthropology at the Time of the Anthropocene“, Vorlesung bei der American Association of Anthropologists, Washington, D. C., Dezember 2014.