Sam Keller, Direktor der Fondation Beyeler, und Olafur Eliasson im Gespräch. Themen sind der Entstehungsprozess der Ausstellung Life; die Herausforderung, die strukturellen Grenzen von Draußen und Drinnen zu sprengen; und das Vertrauen der Institution und des Architekten des Museums, Renzo Piano, das Eliasson ermöglichte, die Glasfassade des Gebäudes behutsam entfernen zu lassen. Sam Keller führt aus: „Dieses Kunstwerk ist ein kollektives Experiment. Es stellt Konventionen von Kunst, Natur, Institution und Leben in Frage und versucht ihre Grenzen fließend aufzulösen.“
Gespräch in englischer Sprache
Dr. Anna Wirz-Justice ist emeritierte Professorin am Zentrum für Chronobiologie an den Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel und leitete bahnbrechende Forschungen zur Lichttherapie und zur Chronobiologie depressiver Erkrankungen. Eliasson traf Wirz-Justice 2016 bei der Verleihung des Daylight Award in der Ny Carlsberg Glyptotek, Kopenhagen. Im selben Jahr lud Wirz-Justice Eliasson ein, Gründungsmitglied der Daylight Academy zu werden. Die Akademie verbindet Wissenschaftler*innen, Architekten*innen und andere Fachleute und fördert das inter- und transdisziplinäre Denken über Tageslicht.
Anna Wirz-Justice hat wichtige Erkenntnisse im Bereich der Chronobiologie gewonnen, etwa zu unseren Tagesrhythmen – den sogenannten zirkadianen Rhythmen – und dazu, wie sie das menschliche Verhalten und die Physiologie prägen. Diese Rhythmen beeinflussen auch die meisten anderen lebenden Organismen – von den kleinsten Bakterien, Pilzen und Pflanzen bis hin zu Fliegen, Fischen und Säugetieren. Sie alle haben diese äusseren, geophysikalischen Rhythmen verinnerlicht und besitzen einen bemerkenswert ähnlichen Satz von „Uhrgenen“, die einen internen Zyklus von etwa 24 Stunden in Gang setzen.
Gespräch in englischer Sprache
Pireeni Sundaralingam ist Kognitionswissenschaftlerin und Dichterin. Die in Oxford ausgebildete Wissenschaftlerin forschte bereits am MIT und an der UCLA am Department of Brain Sciences. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am renommierten Exploratorium, dem Museum für Wissenschaft, Kunst und menschliche Wahrnehmung in San Francisco, sowie ein Salzburg Global Fellow in Creativity and Neuroscience. Als Wissenschaftlerin für Verhaltensänderungen war sie kürzlich als Beraterin des Ministers für Kunst und Kulturerbe der irischen Regierung tätig, wirkte bei der Gründung von UNLive, dem Museum der Vereinten Nationen, mit und beriet Gruppen, die von Software-Start-ups für Gesundheit und Wohlbefinden über internationale Initiativen zum Klimawandel bis hin zur Finanzaufsichtsbehörde der Wall Street reichen. Pireeni leitet derzeit die Forschung für das Silicon Valley’s Center for Humane Technology und war beratend tätig bei „The Social Dilemma“, dem international gefeierten Dokumentarfilm über soziale Medien. Derzeit schreibt sie ein Buch darüber, wie soziale Medien das Gehirn kapern, die Entwicklung von Kindern und die Demokratie beeinflussen, und wie wir Massnahmen ergreifen können, um eine produktivere und nachhaltigere Beziehung zu digitaler Technologie zu entwickeln.
Pireeni Sundaralingam erforscht, wie digitale Umgebungen oft als Systeme konstruiert werden, die Aufmerksamkeit binden, die neurologischen Stress aufbauen und bedrohungsbasierte Verhaltensmuster generieren. Sie argumentiert, dass die Entwicklung des Gehirns in den Bereichen Wachstum, Kreativität, Innovation und Widerstandsfähigkeit durch eine vielschichtige sensorische Umgebung sowie durch digitale oder physische Räume, in denen Unbestimmtheit anstatt Bedrohung herrscht, positiv beeinflusst wird.
Gespräch in englischer Sprache
Günther Vogt ist Landschaftsarchitekt mit Leidenschaft für und einem tiefen Wissen über Pflanzen und Literatur. Sein Büro VOGT Landschaftsarchitekten (Zürich, London, Berlin, Paris) erlangte mit Projekten an der Tate Modern in London, der Allianz Arena in München oder der Masoala Regenwaldhalle im Zoo Zürich international Anerkennung. Seit 2005 verfolgt Günther Vogt mit seinem Lehrstuhl am Institut für Landschaftsarchitektur der ETH Zürich und dem VOGT Case Studio in Zürich – einer Plattform für Forschung und Ausstellung – eine Kombination aus Lehre, Praxis und Forschung.
Vogt und Eliasson arbeiteten bereits mehrfach an Werken des Künstlers zusammen, darunter The mediated motion, 2001, Your glacial expectations, 2012, und Yellow forest, 2017. Vogts Expertise, seine sorgfältige Auswahl und Einbindung der Pflanzen sind Teil der Konzeption und Realisierung von Life.
Das Gespräch zwischen Eliasson und Vogt widmet sich früheren Kooperationen und untersucht die durchlässigen Grenzen zwischen Natur und Kultur. Günther Vogt über Life: „Die Ausstellung löst sich nun vom Begriff des Natürlichen. Und genau hier liegt der Ansatz, solche Themen überhaupt im Museum diskutieren zu können. … Letztlich geht es um die Idee der kulturellen Produktion von Landschaft – denn Landschaft ist immer eine kulturelle Produktion.“
Gespräch in deutscher Sprache